27 November 2005

Zurück in der Institution

Der oft gescholtene Duden möchte unter einer Institution eine öffentliche Einrichtung verstehen. In meinem kleinen persönlichen Wörterbuch findet sich dagegen nur die Umschreibung "groß und grau". Jetzt mag sich der ein oder andere vielleicht empört erheben und zu bedenken geben, ein Elephant sei nach dieser Definition auch eine Institution. Er wäre damit im Recht. Unter einer Institution möchte ich jedoch vielmehr diese Orte des Schreckens verstehen, die sich vor einem auftürmen und in denen man Abschnitte seines Daseins fristen muß. Man betritt eine Institution oftmals durch ein Loch an einer Seite oder in der Mitte und befindet sich dann in riesigen Fluren oder weitläufigen Hallen, die einem die Nichtigkeit des eigenen Seins vor Augen führen wollen. Schier endlose, verwinkelte Schlauchgänge pumpen Menschenmassen in die sich wie Herzklappen öffnenden und schließenden Türen.

Andere Gänge sind nur selten bevölkert und tot. Abgestorben und oft nur mit zirpendem Neonlicht verseucht scheinen sie unter der Last sich verlaufender Eindringlinge "du bist falsch" zu stöhnen. Immer gleiche Fragen wandern durch die verwirrten Gedanken der von der Institution gefressenen Wesen: Wo ist Raum H1030? Nicht besser, sondern vielleicht sogar schlimmer, wenn man sich auskennt und perfekt orientieren kann. Man kennt die Winkel, die Abkürzungen immer gleicher Wege. Man macht sich dem Klotz Institution gleich, stumpft ab, verrichtet Arbeit, ist anwesend. Das Zurückkehren an eine Institution ist meist mit unterschiedlichen Gefühlen beladen. Zum einen darf man die Geborgenheit des Altbekannten genießen, die unangenehmen Überraschungen halten sich meist in Grenzen: Oh, der Kaffeeautomat ist immer noch kaputt. Andererseits verabschieden sich die positiven Gefühle gänzlich, wenn man feststellen muß, daß es auf den Toiletten immer noch so riecht, als hätte jemand versucht, einen verwesenden Pottwal hinunterzuspülen.
Das ist für mich eine Institution. Im Langenscheidt Lateinisch-Deutsch Wörterbuch findet man übrigens unter dem Verb "instituo" mannigfaltige Übersetzungen wie z.B.: hinstellen, aufstellen, anstellen, einführen, einsetzen, ordnen. Unter "institutio" findet man u.a. Die Übersetzungen "Grundsätze, Methode" Irgendwie stimmt das alles mit meinem Verständnis einer Institution überein.

Wo ist jetzt die Parallele zu dem Elefanten? Man möchte von beidem nicht, das es sich auf einen draufsetzt. Nach diesem wenig stichhaltigen und durchaus verwirrendem Quatsch schließe ich mit der Bemerkung, daß mir das Wort Institution urplötzlich in den Sinn gekommen ist, als jemand genau vor mir in dem übervölkerten Flur einer solchen einen epileptischen Anfall bekam.