Sylt
...ok, wenn man zu doof ist sich das neue Kettcar-Album im Internet vorzubestellen und es dann am Veröffentlichungstag doch in den Fingern und Ohren juckt, muß man halt zum fiesen Elektronikmarkt um die Ecke laufen, um dort sein Geld loszuwerden. Eigentlich mit der Befürchtung im Gepäck, daß die Damen und Herren Plattenverkäufer es mal wieder nicht auf die Reihe kriegen, ihr Sortiment pünklich zu erweitern, wird man dann doch positiv überrascht (und man denkt 'achso, ja, Studentenstadt - und schließlich Kettcar, nicht irgendeine unbekannte Band aus Castrop-Rauxel oder Datteln') - das Ding lächelt einen schon an, als man noch auf der Rolltreppe steht. Zwar gibt's nur die 'limitierte Deluxe Edition' und man fragt sich 'wozu', greift dann aber doch beherzt zu. Schrecklich, diese Fan-Allüren - ganz schlimm. Also schenkt man, wo man schon hier rumsteht, dem Vinylregal Beachtung. 'Tales of mystery and imagination'... dann die zwei ganzkörpertätowierten Zimmermänner: "Oh, es gibt ja wieder Platten." - "Das ist ja wieder in." - "Ich hab auch nen Plattenspieler." - "Ich auch, von Oma der, ein Sony." - "Hast Du mal versucht, ne neue Nadel zu bekommen? Das geht garnicht." - "Ne, bekommt man nicht". Allein für diesen Dialog hat sich der Gang in diese sonst so kalte, unpersönlich gesichtslose Plattenabteilung schon gelohnt. Wahrscheinlich aber auch für den Neuerwerb, dessen Plastikhülle man gleich im Fahrstuhl aufreißt. Postergutschein gratis dazu , den man auf den Konzerten am Merchandisestand eintauschen kann. Sollte kein Problem sein. Und man sieht sich schon in der S-Bahn sitzen, nach dem Konzert, mit einem Poster in der Hand und man hat jetzt schon keine Lust auf die Party-Küchengespräche, in denen die Platten gegeneinander abgewogen werden: "Die DuundwievielevonDeinenFreunden ist viel besser, weil ... und außerdem ..." - und außerdem wollte man noch seinen Nachnamen googeln und eine Platte hören.
Labels: gewesen, Konsumwelt, Musik
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