25 Mai 2018

Giant Prime E+2 - die ersten 1000km

Inzwischen habe ich bei dem Giant Prime E+2 GTS (2017) die ersten 1000km auf dem Tacho. Leider war schon der Kauf im Netz etwas ärgerlich, da die Spedition das neue Rad bereits ramponiert angeliefert hat. Der Schaden wurde zwar behoben, aber blöd ist es trotzdem.
Bremsen
Der erste richtige Wartungsaufwand war bei ca. km 500: Die Bremsbeläge der Vorderradbremse haben das Mittelgebirge nicht vertragen. Nicht weiter schlimm, denn solche Beläge sind schnell gewechselt. Leider ließ der Zug am Bremshebel auch zu wünschen übrig, also musste die Bremse entlüftet werden - dazu braucht man dann die Hydraulikflüssigkeit, ein bisschen Werkzeug und das ganze kann zu einer schmierigen Sauerei werden, wenn man so ungeschickt ist, wie ich.
Bei km 1000 waren dann die Bremsbeläge vorne und hinten dran und mussten auch jeweils entlüftet werden. Ich habe keinen Schimmer, ob dieser Verschleiß noch im normalen Rahmen ist, aber wenn ich mich hier jeden Tag den Berg runterstürze, muss ich halt auch manchmal bremsen.
Reifen
Kurz nach der 1000-km-Wartung dann der erste Platten (hinten). Gut, dass das an einem Wochentag in der Stadt passiert ist, da ich recht unkompliziert in einer Werkstatt einen neuen Schlauch einziehen lassen konnte. Unschön war dann allerdings, dass 8km später auf der Rückfahrt das gleiche Rad wieder platt war. Das bedeutete dann, das letzte Stück zu schieben. Spätestens danach war dass der Mantel seitlich eingerissen. Der Schwalbe Energizer Life Reflex-Mantel, der ab Werk verbaut war, wirkte auch insgesamt etwas sehr dünn, obwohl er eigentlich noch Profil hatte. Also neuen Mantel drauf, neuen Schlauch rein.
Schaltung
Was kann man überhaupt nicht gebrauchen, wenn man durch strömenden Regen die letzten 7 oder 8 km nach Hause fährt? Richtig, eine Kette, die abspringt. Genau das ist mir natürlich passiert, weil die Schaltung nicht zu hundert Prozent eingestellt war, der Regen komplett die Schmierstoffe von der Kette gewaschen hatte und dann noch die 80Nm von dem Yamaha-Motor an dem ganzen Gewühl rissen. Wenn einem die Kette dann von der Kurbel springt, nimmt einem das dieser Komische Chainglider, der als Kettenschutz verbaut ist, sehr übel und zerspringt in seine Einzelteile. Die Schaltung nur etwas nachzustellen hatte inzwischen keinen Sinn mehr, also habe ich sie bei 1000km komplett neu eingestellt. Inzwischen rutscht aber hin und wieder mal die Kette über eines der kleinen Ritzel. Mal sehen, wie lange Kassette und Kette noch halten.
Motor und Akku
Da ich das Rad hauptsächlich zum Pendeln nutze, ist die Reichweite für mich vollkommen ausreichend und ich komme auch gut die 30km über die Berge in die Stadt und zurück. Für größere Runden z.B. hier durch die Mittelgebirge ist der Akku mit seinen 409 Wh jedoch zu klein, da der Motor enorm frisst, wenn man steile Strecken überwindet - und dazu ist er ja eigentlich da.
Fazit
Man merkt leider ein wenig, dass bei dem Giant Prime E+2 ab Werk nicht nur die besten Teile verbaut sind. Verschleißteile müssen dann halt ersetzt werden - und dann sollte man vielleicht zu qualitativ hochwertigeren Komponenten greifen.
Ärgerlich ist der hohe Wartungsaufwand der hydraulischen Scheibenbremsen, die aber, wenn sie richtig überholt sind, eine ganz gute Arbeit leisten.
Die Deore-Schaltung mit den 10 Gängen war bei der Anschaffung hier für die Hügel nett gemeint, aber lohnt sich bei so einem Pedelec kaum. Eine wartungsärmere Nabelschaltung hätte auch durchaus gereicht, da man am Berg eh im kleinsten Gang fährt und sonst mit dem schweren Klotz (das Ding wiegt 25,2kg) auch nicht eben sportlich unterwegs ist. Die Übersetzung ist natürlich auch auf die maximal 25km/h des Motors ausgelegt und somit ein Witz, da man ab 30km/h schon ins leere tritt.
Super dagegen ist die Beleuchtung mit ihren 40 Lux - sowas bin ich bei Rädern nicht gewohnt. Man sieht halt im Gegensatz zu einer Funzel am Nabendynamo mit so einer akkubetriebenen Birne tatsächlich mal etwas.
Und wie ich es mir schon vorher gedacht habe, reicht mir so ein Pedelec eigentlich nicht. Die 25km/h reichen nicht, die 250W reichen nicht, selbst die 80Nm reichen kaum. Der Bosch Active Line, der in vielen Rädern verbaut ist, hat im Gegensatz nur 40Nm. Ich bezweifle, dass ich mit dem hier überhaupt den Berg hochfahren könnte. Entsprechend ist der Werbeslogan "entdecke die Stadt" - aber wozu braucht man in "der Stadt" (also wohl im Flachland) überhaupt einen Motor am Rad? Wahrscheinlich nur, um den schweren Akku bewegen zu können.
Für mich bleibt ein Pedelec ein Rentner- oder Pendlerfahrrad und ja, es erfüllt seinen Zweck, mehr jedoch auch nicht. Das Giant Prime E+2 ist da (trotz des Yamaha-Motors) keine Ausnahme. Es eignet sich zum Kurzstrecken-Pendeln, auch wenn der Verschleiß etwas geringer ausfallen könnte.



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