Man hätte es verschweigen sollen...
Eigentlich hatten wir uns doch alle ganz nett eingerichtet im Internet. Hier und da griff man Informationen ab, die man brauchte, stellte auch mal einen Text online, E-mail funktionierte, Chatten auch. Firmen und Parteien hatten wenn überhaupt statische Seiten, mit denen kein normaler Mensch seine Bandbreite verschwendete und Lieschen von der Müller wusste nichts vom Netz. Es lief eigentlich alles ganz bärig und die neuen Möglichkeiten durch die Vernetzung der Netze lagen vor einem wie ein frisch gemähtes und unzertrampeltes Fußballfeld, eine Einladung zum Spielen, sich auszutoben. Abends fiel man dann erschöpft aber glücklich ins Bett und, klar, gings am nächten Tag gleich wieder zurück auf den Bolzplatz.
Irgendein Depp hat inzwischen leider verraten, wo die nette Spielwiese liegt und es hat sich verbreitet wie ein Lauffeuer. Ergo tummeln sich hier jetzt auch dahergelaufene Rüpel, denen man besser aus dem Weg geht. Klar, die Tore, die jemand spendiert hat, sind ganz ok, aber es kommen auch Hundebesitzer, die ihre Zottel überall hinscheißen lassen, ein besoffener Fettsack baut linksaußen seinen Grill auf und überall breiten die Leute ihre Decken aus. Einfach mal gegen den Ball zu treten ohne sich darum zu kümmern, wo er vielleicht landet, ist nicht mehr möglich.
Zwischen Imbißwagen und Hüpfburg verteilt ein hipper Sackoträger mit Umhängetasche bunte Flyer. Da der Platz videoüberwacht ist und sich hier nicht wenige Ordnungshüter und Anwälte tummeln, schießt man ihm besser nicht gezielt den Ball an den Kopf, damit er in den staubigen Dreck der zertretenen Grasnarbe fällt.
Das Credo lautet inzwischen "kommt alle vorbei" oder noch schlimmer "wer sich hier nicht blicken lässt, ist eh ein Idiot". Ganz wichtig ist natürlich, daß bitteschön auch noch der letzte Kommunalpolitiker hier seinen Sonnenschirm aufbaut, um Kugelschreiber zu verteilen.
"Während die eine große deutsche Volkspartei sich gerade mit dem Thema Internetsperren als vollends unwählbar erweist, schafft es die andere Volkspartei, ihren Wahlkampfauftakt zu bestreiten, ohne einmal das Wort Internet fallen zu lassen. Im Jahr 2009." (netzwertig.com)Oh ja, kommt bitte alle vorbei ihr Seelenfänger und Trödelverkäufer, kommt mit euren rostigen Verkaufsständen und Tapeziertischen und schaut euch an, wie das Schlachtvieh, um das ihr euch reißt, fröhlich auf einer grünen Wiese herumtollt. Aber wundert euch bitte nicht, wenn ihr nur eine zornige Bande vorfindet, die höchstens ein paar Steinchen durch den Staub tritt.
Man hätte es geheim halten sollen, irgendwie verschweigen. Und hätte jemand gefragt "dieses Intranetz, is' das sowas wie Video?", hätte man unaufgeregt mit einem schlichten "Ja" antworten und das Netz als uninteressante, harmlose Spielerei von Computeridioten darstellen sollen.
Aber das unbeliebte doofe Kind von nebenan musste ja petzen und jeden, der vorher noch nie eine grüne Wiese gesehen hat, hier hinzerren - nur um sich aufzuspielen und anzugeben. "Schau mal, hier spielen wir, hier ist viel Platz". Man hätte dem blöden Balg bei Zeiten die Brille von der Nase schlagen sollen.
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