24 September 2009

Das Loch im Stimmzettel

oder: Eine kleine Verschwörungstheorie für den Hausgebrauch

...ich kann mich kaum noch daran erinnern, wann ich das letzte mal nicht per Briefwahl gewählt habe. Irgendwie war ich an Wahltagen immer verreist oder aus anderen wichtigen Gründen verhindert - so auch in diesem Jahr zur Bundestagswahl. Ich habe mir also meine Briefwahlunterlagen besorgt und mit Erstaunen festgestellt, daß mein Stimmzettel am oberen rechten Rand gelocht ist.
Ich weiß nicht, wozu dieses Loch dient und ich bin hier im Internet. Und was macht man im Internet, wenn man etwas nicht versteht? Nach einer plausiblen Antwort suchen? Nein, man spinnt sich eine schöne Verschwörungstheorie zurecht, die mit einer gehörigen Prise Verfolgungswahn gewürzt ist. Und das geht so:
Das Loch dient natürlich dazu, dem Stimmzettel eine eindeutige ID zu verpassen, damit dieser und die auf ihm vermerkte Wahlentscheidung schlußendlich wieder dem einzelnen Wähler zugeordnet werden kann. Auf jedem Wahlzettel ist das Loch dazu ein Stückchen weiter links oder oben, vielleicht sogar an einer ganz anderen Stelle oder ein bisschen größer oder kleiner. Zwar kann man inzwischen auch Papier an seiner Faserstruktur wiedererkennen, ein einfaches Loch, geschickt platziert, ist jedoch viel einfacher zu scannen und zu einer ID umzurechnen. Es war natürlich geplant, daß gerade ich genau diesen Wahlzettel bekommen habe und da ich nur einen einzelnen habe, kann ich auch nicht vergleichen, ob die der andern Wähler so wie meiner oder anders aussehen.
Auf diese kleine Verschwörungstheorie müssen dann Hysterie, Panikmache und Aufrufe folgen: Leute, vergleicht eure Stimmzettel! Merkt ihr nicht, daß man euch foppen will? Geheime Wahl? Das ist doch eine Illusion! Das will man euch glauben machen!
Huch, das war ja einfach. Ich wollte mir eine kleine Verschwörungstheorie zusammenbauen, es ist - wie ich finde - etwas ganz Nettes dabei herausgekommen. Und ja, es klärt vielleicht auch die Menge des hanebüchenen Blödsinns, den sich viele insbesondere im Netz (aber auch anderswo) tagtäglich zusammenspinnen - es ist zu einfach, es zu tun und vielleicht zu verlockend, es zu lassen.

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