30 November 2005

Urlaubsplanung

Bisher noch weit unterschätzt und touristisch kaum erschlossen wird sich die Ruine des mittelalterlichen Klosters Anhausen schon bald zu dem neuen Zentrum für Tagestourismus in Deutschland entwickeln. Schloß Neuschwanstein, du kannst einpacken! Ganz sicher wird so mancher Hobbyhistoriker sogar seinen ganzen Jahresurlaub an der Anhäuser Mauer verbringen wollen.

29 November 2005

Entenwanderung

Ich musste gerade feststellen, daß ich auf der Exkursion nach Schleswig-Holstein hauptsächlich ganz komische Dinge aufgenommen habe. Aus Ratzeburg stammt z.B. dieses schöne Foto eines Straßenschildes.
Denkt man nur an die Verkehrsgeographie, so hat selbst dieses Bild einen geographischen Hintergrund.

28 November 2005

more explicit?

Das Zitat 'then a miracle occurs' stammt übrigens aus einem großartigen Sidney Harris-Cartoon.

Computerbasteleien


Ein kleines Problemchen mit dem ich mich momentan beschäftige ist das Erkennen der Zeilen in Rasterdaten (Scan) handschriftlicher Texte. Klingt leicht, ist nicht ganz trivial. Das hier dargestellte Ergebnis nach der Anwendung von Gauß- und Sobel-filtern und Kontrastveränderung (alles manuell) und anschließender Vektorisierung (autotrace) nach SVG ist schon recht hübsch, aber noch nicht ganz zufriedenstellend. Ich suche noch weiter nach einer 'then a miracle occurs'-Lösung. Für Hinweise bin ich dankbar.

27 November 2005

Platte der Woche - Jelängerjelieber

Suzie Kerstgens, Tom Deininger und Sten Servaes sind 'Klee' und das ist gut so. "Kitsch!" schreit so mancher. Meine Wertung zu "Jelängerjelieber": großartige Platte. Anhören!
(Quelle des Fotos: Klee-Homepage)

Das ausgewogene Frühstück


Bitte alles wie abgebildet anrichten, dann schmeißen wir die alberne Butter und die Eier weg. Der Toaster kommt auf den Flohmarkt, das eklige Steingutgeschirr nehme man zum nächsten Polterabend mit. Man trinke danach den heißen Kaffee direkt aus der Kanne. Ein ausgewogenes Frühstück für die ganze Familie.

Die wichtigen Daten im Jahr

  • 18. Januar: rote Ente Geburtstag
  • 25. Januar: Computer-sind-doof-Tag
  • 26. Januar: internationaler Sport-ist-Mord-Tag
  • 2. Februar: Groundhog day
  • 12. Februar: Weltbacksteintag
  • 19. Februar: Dat-glaubt-kein-Mensch-wat-dat-für-Schwerzen-sind-Tag
  • 3. Mai: In-Mathe-zu-spät-Tag
  • 25. Mai: grüne Ente Geburtstag
  • 8. Juni: Bring-das-leere-Fass-weg-Tag
  • 23. Juni: persönlicher Hasstag
  • 10. August: blaue Ente Geburtstag
  • 20. August: Tag der Verweigerung jeglicher körperlicher und geistiger Tätigkeiten
  • 22. September: Tag der kriminellen Linken
  • 9. November: Cafeten-Geburtstag
  • 11. November: Weltpinguintag
  • 19. November: Anarchie-Gedenktag (seit 1996)
  • 3. Dezember: Weltreklamationstag

Die ultimative Keksrezension - Teil I

* Gebäck Mischung (Note: 2,0)
Piano, 200g Schachtel bei Plus

Packung: "Gebäckmischung zum Teil mit 13% Vollmilchschokolade und 11% Zartbitterschokolade"

Für den Abwechslungsfanatiker gleich ein ganzes Sortiment: Das in Schokolade getauchte Spritzgebäck ist so gut wie überflüssig, die Keksröllchen taugen zwar als Strohhalm, sind jedoch etwas arg fettig. Drei Waffeln sind auch dabei, mit Nougat(?) gefüllt aber so trocken wie der Eierschaum mit Kokos. Dieser als weiße Streusel und kaum geschmacklich bemerkbar auch auf den Oblaten, die einseitig mit leider seltsamer Schokolade bestrichen sind. Die Butterkekse mit dicker Schokoschicht dagegen erinnen stark an Keksschokolade. Enorm süß. Am überzeugendsten der hauchdünne Spekulatius mit Mandeln, bei dem das Speisesalz als Zutat überwiegt. Der Hinweis "Premium-Qualität" auf der Packung entschuldigt den Preis, der aber noch im vertretbaren unteren Bereich liegt. Unverständlich bleibt jedoch, daß die 500g Packung derselben Mischung pro Gramm um einiges teurer ist als ihre kleine Schwester - seltsame Preispolitik von Plus.

Dazu trinkt man einen billigen aber schweren Rotwein. Nicht zu Milch oder Kakao geeignet (schon gar nicht der Salz-Spekulatius).

* Mignon Schnitten (Note: 2,3 - aber nur ganz knapp)
Biscoteria, 400g im Beutel bei Plus

Packung: "zart knusprige Waffeln gefüllt mit feiner Haselnusscreme umhüllt von Milchschokolade, mit Dekor"

Kein Keks, sondern ein Waffelklumpen. Ein Genuß für (fast) jeden Nutella-Freak. Hier hat man fünf unschuldige Waffelschichten mit zuckrig-süßer Haselnußcreme bestrichen und dann noch in Schokolade geschmissen. Zuckerkick, nimm mich mit! Die Verpackung ist rotzhäßlich aber kommt Multikulti daher: Sieben europäische Sprachen teilen mit, daß man bei dieser Leckerei nicht an Sojamehl, Süßmolkepulver und Natriumhydrogencarbonat gespart hat. Einzelteile von Haselnußschalen sind störend, muß man aber bei dem Preis zähneknirschend in Kauf nehmen.

Eignet sich insbesondere zu bitterem Kaffee an kalten Herbsttagen.

Zurück in der Institution

Der oft gescholtene Duden möchte unter einer Institution eine öffentliche Einrichtung verstehen. In meinem kleinen persönlichen Wörterbuch findet sich dagegen nur die Umschreibung "groß und grau". Jetzt mag sich der ein oder andere vielleicht empört erheben und zu bedenken geben, ein Elephant sei nach dieser Definition auch eine Institution. Er wäre damit im Recht. Unter einer Institution möchte ich jedoch vielmehr diese Orte des Schreckens verstehen, die sich vor einem auftürmen und in denen man Abschnitte seines Daseins fristen muß. Man betritt eine Institution oftmals durch ein Loch an einer Seite oder in der Mitte und befindet sich dann in riesigen Fluren oder weitläufigen Hallen, die einem die Nichtigkeit des eigenen Seins vor Augen führen wollen. Schier endlose, verwinkelte Schlauchgänge pumpen Menschenmassen in die sich wie Herzklappen öffnenden und schließenden Türen.

Andere Gänge sind nur selten bevölkert und tot. Abgestorben und oft nur mit zirpendem Neonlicht verseucht scheinen sie unter der Last sich verlaufender Eindringlinge "du bist falsch" zu stöhnen. Immer gleiche Fragen wandern durch die verwirrten Gedanken der von der Institution gefressenen Wesen: Wo ist Raum H1030? Nicht besser, sondern vielleicht sogar schlimmer, wenn man sich auskennt und perfekt orientieren kann. Man kennt die Winkel, die Abkürzungen immer gleicher Wege. Man macht sich dem Klotz Institution gleich, stumpft ab, verrichtet Arbeit, ist anwesend. Das Zurückkehren an eine Institution ist meist mit unterschiedlichen Gefühlen beladen. Zum einen darf man die Geborgenheit des Altbekannten genießen, die unangenehmen Überraschungen halten sich meist in Grenzen: Oh, der Kaffeeautomat ist immer noch kaputt. Andererseits verabschieden sich die positiven Gefühle gänzlich, wenn man feststellen muß, daß es auf den Toiletten immer noch so riecht, als hätte jemand versucht, einen verwesenden Pottwal hinunterzuspülen.
Das ist für mich eine Institution. Im Langenscheidt Lateinisch-Deutsch Wörterbuch findet man übrigens unter dem Verb "instituo" mannigfaltige Übersetzungen wie z.B.: hinstellen, aufstellen, anstellen, einführen, einsetzen, ordnen. Unter "institutio" findet man u.a. Die Übersetzungen "Grundsätze, Methode" Irgendwie stimmt das alles mit meinem Verständnis einer Institution überein.

Wo ist jetzt die Parallele zu dem Elefanten? Man möchte von beidem nicht, das es sich auf einen draufsetzt. Nach diesem wenig stichhaltigen und durchaus verwirrendem Quatsch schließe ich mit der Bemerkung, daß mir das Wort Institution urplötzlich in den Sinn gekommen ist, als jemand genau vor mir in dem übervölkerten Flur einer solchen einen epileptischen Anfall bekam.

Moloch Berlin

A114 Richtung Berlin. Die Autobahn sticht im Nordosten in diese Stadt wie ein Dolch in einen verwundet am Boden liegenden Riesenmoloch, der sich wild um sich greifend von den Menschen ernährt, die in seine Reichweite kommen. Es türmen sich Hochhausfronten vor einem auf, als wollten diese einem aus ihren warnend erhobenen Betongesichtern zuraunen: "Reisender, kehre um, zurück aufs Land, in die Heide, wo die Kiefern steh'n!" - Doch zu spät.
Die Stadt verschlingt gierig und beginnt, die Ankömmlinge auf ihrem Kopfsteinpflaster zu zermahlen. Ampeln, Werbetafeln, abgeknickte Straßenschilder, kreuzende Straßenbahnen, Taxis, die dem pulsierenden Strom der Autokolonnen ein schnelleres Tempo befehlen.
Großstadt, klar - aber doch nicht nur. Irgendetwas Beunruhigendes liegt in der Luft. "Du bist hier nicht in Düsseldorf", schreit ein Ampelmännchen, "und nicht in Essen, oder in Genua, oder in Paris, oder in Hamburg..." - und es hat recht.
Vorsicht, nicht den brabbelnden Penner totfahren, trotz Einbahnstraßenchaos. Man stellt sein Auto ab und hofft, daß einen sein Lebensweg noch einmal hier in die Gegend führt. Gesenkten Blickes wankt man zwischen Hundekot und Schriftzügen aus Spraydosen. Vermutlich ein Legastheniker hat sich verzweifelt an dem Spruch "Anachie statt Hierachie" versucht. Beim Nachtverkauf gibt es Bier für 75cent.
Man trinkt es zwischen den nicht endenden Häuserfassaden. Irgendwo ganz weit oben ist der Himmel, hier unten stehen vollgepisste Sofas und rostige Fahrräder. Wenn man hier nicht sowieso schon irgendwelche Menschen kennt, dann gibt es gar keine.
Vielleicht versucht man verzweifelt an irgendeiner Telefonsäule, irgendjemanden zu erreichen, normalerweise beginnt die Nummer mit 030, aber man ist ja da, man ist theoretisch dabei, mittendrin und doch auch wieder nicht. Anrufbeantworter. Ich bin hier irgendwo, vielleicht, komm doch eventuell nach da und da um die ein oder andere Zeit.
Es gibt Treppenhäuser, in denen ist alles kaputt, in anderen nur manches. Hauseingänge mit alten Holztüren, zerschrammt, bemalt, Klingelschilder ohne Namen. Kneipen reihen sich an der Straße - und wenn nicht durchgehend, dann zumindest an den Ecken. Die meisten schreien "bleib draußen" oder "geh weg". Muß man hier erst selbst wissen, wer man ist, bevor man sagen kann: "ICH bin hier - und zwar in Berlin"? Das kann nicht sein. Trotzdem sehen viele hier so aus, als gehörten sie hier auch hin.
Trost findet man, weil man in dem "globalen Dorf" dann doch ein bekanntes Gesicht entdeckt, mit dem man in einem Laden, den es so nicht geben dürfte, im ersten Stock eines Hauses, Eingang im Hinterhof, noch etwas trinkt und über Dinge redet, die ganz woanders stattgefunden haben. Weit weg von dem schiefen Pflaster, vielleicht mit Blick in die Ferne.